Die östliche Straße ins Kloster

Von Dietrich Alsdorf


Während der archäologischen Grabungen wurde 1983 unmittelbar östlich der ehemaligen Klausur die Reste einer sorgfältig mit Feldsteinen gepflasterten Straße entdeckt.
Sie gehörte einst zu den zwei Zufahrten des Klosters. Die westliche Variante bildet heute die Straße „Am Amtshof“ und führte damals hinaus in eine Allee und zu den Fischteichen und Ackerflächen (heute die „Große Gartenstraße“).
Die östliche Variante führte über die heutige Kirchenstraße an der Fremdenherberge vorbei vor ein vermutlich repräsentatives Torhaus und dann über die aufgefundene interne Straße auf den Klosterhof.
Hier war auch Anlaufpunkt für Pilger, die in der Herberge ein Nachtlager fanden und ihre Andacht in der nur wenige Meter entfernten St. Gangolfkirche verrichten konnten.

Die ehemalige Fremdenherberge vor dem Osttor des Klosters gibt es heute noch und wird privat bewohnt.

Die freigelegte Klosterstraße während der Grabungen 1983. Im Hintergrund links das Dach der ehemaligen Fremdenherberge. Rechts die Fundamente der ehemaligen Klausur.

Übergang der Kopfsteinstraße (oben) in den ebenfalls sorgfältig gepflasterten ehemaligen Klosterhof.

Und so sah es unter der Straße aus: Im ungepflasterten festgefahrenen Boden sind Furchen von Fahrzeugen zu erkennen.

Das Alter der Straße ist nicht eindeutig geklärt. Vermutlich entstand sie in der Blütezeit der Klosteranlage, also etwa im 14./15. Jahrhundert, als viele der Gebäude, besonders Klosterkirche und Klausur, dank der örtlichen Ziegelproduktion ausgebaut wurden. Sie bildete zusammen mit dem vollendeten Ostflügel nebst Torhaus die repräsentative Ostseite des Klosters. Zuvor scheint es hier nur einen ungepflasterten Weg gegeben haben.
Wir wissen allerdings sehr genau, wie lange die Straße benutzt wurde: Infolge des verheerenden Überfalls des Ritters Joachim Pentz brannten am 25. Februar 1546 weite Teile der Klausur nieder. Wie bei den Grabungen nachgewiesen wurde, fielen Brandtrümmer des Ostflügels auf die Straße und begruben diese in ihrem nördlichen Teil.
Der Wiederaufbau dauerte Jahrzehnte und die gesamte Ostseite der Klausur wurde mit Bauschutt aufgefüllt, die Straße geriet in Vergessenheit. Für eine Erneuerung auf höherem Niveau gibt es für die Klosterzeit keine Hinweise. Erst später, in der Amtszeit im 18./19. Jhd. Wurde auf wesentlich höherem Niveau eine gepflasterte Straße angelegt, auf der Bürger zum Gericht und Gefängnis fahren konnten.

In diesem Bereich der Straße wurden im 18. Jhd. die wuchtigen Feldsteinfundamente des Gefängnisgebäudes eingegraben. Von der Existenz der Straße wusste niemand mehr etwas.
Dieser Teil der Straße ist heute noch zu besichtigen.

Ein neben der Straße angelegtes Profil erzählt die Nutzungsphasen in diesem Bereich: Ganz unten ist über dem Pflaster des 1546 außer Funktion benommenen Teil des Klosterhofes eine dicke Schickt aus Humus und Ziegelbruch aus der Zeit des Wiederaufbaus des Ostflügels der Klausur.
Darüber der nachklösterliche Abbruchschutt der Klausur, Ende 17. Jhd. /Anfang 18. Jhd. (Mörtel, Ziegelbruch, mit Sand um die Fläche begehbar zu machen.)
Darüber, dicht unter dem Niveau von 1981, die zu Zeiten des Amtes angelegte Kopfsteinpflasterstraße.


Ein Teil der Straße wurde in den heutigen Klosterplatz integriert. Sie ist unmittelbar rechts neben der auf dem Bild von 1984 noch im Bau befindlichen Klausurmauern