Steinbeck - der steinerne Bach

Von Dietrich Alsdorf

Zu den landschaftlich schönsten Ecken des Kreises Stade gehört zweifellos das stille Tal des Steinbecks zwischen Harsefeld und Bliedersdorf. Abseits ausgetretener Touristenpfade fühlt sich der Wanderer an einen Gebirgsbach im Mittelgebirge versetzt.
Es sind vor allem Harsefelder, die den Weg entlang des Baches für einen kurzen Spaziergang nutzen. Fremde Tagesausflügler, die sich nicht in der reizvollen Landschaft Harsefelds auskennen, fahren meist vorbei an der kleinen Parkbucht im Tal der „Hohen Brücke“, an der Kreisstraße von Harsefeld Richtung Buxtehude. Von dort aus, nur weinige Meter von „Viebrocks Gasthof“ entfernt, ist es ein kurzer Fußweg bis zu einer im Kreis Stade einmaligen Landschaft: Alte Buchen säumen an einem Abhang einen in vielen Windungen dahinplätschernden Bach - dem Steinbeck – dem steinernen Bach.
Im Steinbeck-Tal. Im Steinbeck-Tal

Die Bezeichnung, schon vor über 1000 Jahren erwähnt, wird abgeleitet von dem Geröll, das wie im Gebirge das Bachbett bildet. Unzählige Kinder kühlten dort ihre Füße, wenn sie während obligatorischer Schulausflüge eine Rast einlegten. Und auch schon mal auf den umgestürzten Bäumen an andere Ufer balancierten.
Heute jedoch ist das nicht mehr. Der Bach und Teile der näheren Umgebung sind seit einiger Zeit Bestandteil eines Naturschutzgebiets der Aue und ihrer Nebentäler. Der Besucher des Tals muss sich damit begnügen, den etwa zwei Kilometer langen „Höhenweg“ am steilen Abhang der östlichen Talkante Richtung Nordwesten zu folgen und den einmaligen Ausblick auf den urtümlichen Bach zu genießen.

Hier mühten sich über viele Jahrhunderte Gespanne durch das steile Steinbeck-Tal.

Das heute so stille Tal des Steinbecks ist voller Geschichtsspuren. Wenn man zum Beispiel rund 600 Meter dem „Höhenweg“ gefolgt ist, sind rechts des Weges rinnenförmige Ausformungen zu erkennen, die den Hang erklimmen und sich im Buchenbusch verlieren.

Historische Wegerinnen, entstanden durch Hufe und Erosion, sind die letzten Spuren des Weges von Harsefeld nach Bliedersdorf.

Es sind Rinnen, die einst Ochsen- und Pferdegespanne in den Untergrund gruben. Sie zeugen von der historischen Furt des alten, über viele Jahrhunderte benutzten Weges von Harsefeld nach Bliedersdorf und darüber hinaus nach Horneburg und ins Alte Land.
Der Weg wurde im 19. Jahrhundert abgelöst durch die heutige Kreisstraße, geführt über die ebenfalls uralte Trasse über die „Hohe Brücke“. Auch dieser Weg war gefährlich. Anno 1548 kam dort der Harsefelder Erzabt Arnold Bicker ums Leben. Das Gedenkkreuz für den Geistlichen ist längst verschwunden.
Nach etwa 1300 Meter vom Ausgangspunkt entfernt, wird das Tal flacher und öffnet sich nach Norden zum breiten Auetal. Auf der jenseitigen Bachseite wurde früher Ton abgebaut und Ziegel gebrannt. Die einstige Tongrube steht heute ebenfalls unter Naturschutz.

Abseits aller Wege: Der geheimnisvoll anmutende Sprengstoffbunker der ehemaligen Harsefelder Ziegelei tief verborgen im Wald.

Noch vor Jahren konnte man dort im Wald einen kleinen Bunker sehen, in der dem Vernehmen nach Dynamit für mögliche Sprengungen von Erdschichten aufbewahrt wurde.
Erst im 19. Jahrhundert wurden große Teile des Steinbeck-Waldes aufgeforstet wie dieser kleine Gedenkstein verrät.

Nach zwei Kilometern endet der „Höhenpfad“ am Auetal. Einen entsprechenden Weg am anderen Bachufer, der zurück zum Parkplatz führen könnte, gibt es nicht. Man kann sich entweder links halten und Richtung Harsefeld wandern, um über Feldwege und dem „Ehrensberg“ zum Ausgangspunkt zurückzukehren oder einfach den „Höhenpfad“ zurückgehen. Und noch einmal die Atmosphäre dieses besonderen Tals auf sich wirken lassen.
Mehr zur Tour und Wegbeschreibung unter www.harsefeld.de Rubrik Tourismus.